Adventskalender war gestern: Mit dem Raunachtskalender könnt ihr euch mit Pflanzeninspirationen und Geschichten durch die geweihten Nächte begleiten lassen und mit etwas Glück mein Buch „Vom Geist in der Flasche“ gewinnen. An je mehr Tagen ihr beim täglichen Raunachtsrätsel mitmacht, umso größer ist eure Gewinnchance. In jedem Fall gewinnt ihr interessante Einblicke in die Pflanzenwelt durch die täglichen Raunachtsgeschichten.
Dieser Raunachtskalender wird von den Pflanzen erzählen, die uns jetzt stärken und traditionell zu dieser Zeit schon immer wichtig waren. Als kleine Einstimmung soll diese Einführung in die Raunächte allgemein dienen. Vom Wort selbst über die zeitlichen Parameter hat jeder gern seine eigene Meinung. Ich möchte hier meine Herangehensweise daher begründen, um eine Brücke zu schlagen, falls ihr schon eigene Zählweisen habt, oder um euch diese Weise näher zu bringen.
Wie schreibt man nun eigentlich Raunacht?
Ich verwende diese Schreibweise, um auf den Ursprung des Raunens zu verweisen. Der Begriff bedeutet „leise, murmelnd, heimlich sprechen“ und leitet sich von den berühmten Runen ab. Es ist ein Hinweis auf die Orakelzeit der Raunächte, denn das machte man mit Vorliebe, um ins neue Jahr zu schauen und sich die Besonderheit der Zeit zunutze zu machen. Der Orakelbrauch zu Silvester ist uns heute geblieben, wo doch die ganze Zeit dafür nutzbar wäre. Man ist schließlich irgendwie zwischen den Jahren: Einerseits weiß man von der Wende der Sonne, andererseits ist dies noch lange nicht spürbar, sodass sich noch kein neues Leben vor der Haustür zeigt.

In Zwischenzeiten und zwischen Welten haben wir einen besonderen Blick. Es ist die Nicht-Alltäglichkeit, in die auch Schamanisch Praktizierende für ihre Arbeit und Diagnose eintauchen. Jetzt tauchen wir alle gleichzeitig hinein (solange wir nicht ins Büro gehen). Andere betonen das Räuchern in dieser Zeit und schreiben „Rauchnächte“. Wiederum andere drücken mit „Rauhnacht“ vielleicht eine Synthese aus den beiden anderen Bedeutungen aus. Aber sie kann auch auf das mhd. rûch zurückgehen, das wild und haarig bedeutet und den Zeitpunkt der Wilden Jagd (s.u.) widergibt. Einig sind sich alle, dass sie Nächte heißen, weil die Tage so dunkel, ja die dunkelsten des Jahres sind. Hier kommt die Frage der Zählung hinein, denn sind nich auch die Tage vor der Wintersonnenwende genauso dunkel wie jene unmittelbar danach?
Wie wird gezählt?
Für mich und viele andere sind es 12 Tage und Nächte. Andere dehnen den Zeitraum weiter aus und beginnen bereits, wenn andere noch gar nicht „losgelaufen“ sind. Es wird aber recht praktisch, wenn man sie auf die 12 Nächte beschränkt und das Raunen in dieser Zeit bedenkt. So kann man je Raunacht für einen kommenden Monat weissagen.
Wenn man nun von 12 Tagen ausgeht, gibt es eine große Diskussion darüber wann sie denn beginnen. Viele erachten den hinterbliebenen Feiertag „Die Heiligen Drei Könige“ als Ende. So beginnen dann viele mit der Zählung zu Weihnachten, wobei die Rechnung nicht ganz aufgeht und die Heiligen Drei Könige nicht am Ende, sondern am Anfang der neuen Zeit stehen – was auch nicht verkehrt ist.

Sie geht wiederum auf, wenn man bedenkt, dass in keltischen Zeiten, aus der der Brauch stammt, der Mondkalender grundlegend war. Dabei gab es dann nicht 12 Monate, sondern 13 Mon(d)age.
Ich habe mich damit nun schon viele Jahre beschäftigt und in die Zeitqualität gefühlt. Ich biete daher eine Zählung an, die für mich sehr stimmig geworden ist und möchte erklären wieso.
In ihrem Buch „Die Rückkehr der Kelten“ (* Affiliate-Link – mittlerweile ein Gebraucht-Schnäppchen von unter 1 € und absolut lesenswert) schreibt Martha Sills-Fuchs von der Beobachtung und Überlieferung, dass Sonnenenergien 2 Tage nach ihrem Ereignis auf der Erde spürbar sind. Bei Mondenergien sind es 2 Tage vor dem Ereignis. Letzteres kennen vielleicht einige, deren Schlafrhythmus mondbestimmt ist und die zu Vollmond, genauer eigentlich besonders 2 Tage vor Vollmond, am schwierigsten schlafen. Die Wissenschaft hat eine Entsprechung bei der Sonnenenergie entdeckt: 2 Tage nach der Sonnenwende wird es erst für uns messbar länger hell, nämlich um genau 2 Minuten pro Tag. Für mich beginnt die Zählung der Raunächte also 2 Tage nach der Wintersonnenwende.
Sie dauert 12 Tage an und endet dementsprechend so variabel wie die Sonnenwende selbst: Manchmal einen Tag früher oder später.
In alten Überlieferungen heißt es, dass die Zeit der Wilden Jagd (wikipedia Artikel) mit dem Sturm am Ende der Raunächte abzieht. Solange ich die Raunächte in dieser Zählung begehe, war der stärkste Wind immer am letzten Tag. Auch das gibt mir Bestätigung.
Die Zählung ist nicht perfekt, denn wenn die Sonnenwende um 01:15 Uhr oder um 17:38 Uhr exakt wird, ist das wieder ein Unterschied. Nutzt daher immer euer Gefühl.
Probiert selbst, wie es stimmig ist und nehmt diesen Raunachtskalender als Anregung und nicht als Dogma.
Und noch etwas zählt:
Der Beginn einer Raunacht
Auch hier berufe ich mich auf Althergebrachtes, das übrigens im Judentum noch immer so gehandhabt wird: Die Nacht geht dem Tag voraus. Deshalb feiern wir hierzulande auch den Heiligabend. Nicht etwa, weil es einfach der „Vorabend“ ist, sondern tatsächlich weil mit dem Einbruch der Dunkelheit der „Tag“ gekommen ist bzw. das Ereignis, worauf wir im Kalender noch zu sprechen kommen.
Nun freut euch auf den Beginn des Raunachtskalenders. Es wird einen Eintrag für die Wintersonnenwende am 21.12. geben und dann beginnen wir am Abend des 23.12., wenn es dunkel geworden ist mit der ersten Raunacht. Viel Freude beim Lesen und vielleicht mitmachen – und viel Erfolg beim mitraten und gewinnen.
